Gibt es eigentlich irgendwo noch Hoffnung? Zwischen Lübeck und Neustadt (Schleswig Holstein) jedenfalls nicht. Der Bahnsteig war leer. Als ich zustieg, saßen in der Regionalbahn (RB85) zwei ältere Männer, jeder allein in seinem eigenen Wagen, und für mich stand exklusiv der dritte Waggon bereit, also ging ich bis nach ganz hinten durch und setzte mich. Schön, die Beinfreiheit. Ich sah aus dem Fenster in den Nieselregen und dachte, vielleicht liegt es ja an mir: Wer fährt schon mitten in der Woche bei schlechtem Wetter an die Ostsee. Dann ließ ich das Grübeln sein und blickte wirklich nach draußen, in die Landschaft, und wusste: Meine Schuld ist es nicht. Landwirtschaft soweit das Auge reichte. Flach, grün, monoton. Wer ein gutes Versteck benötigt, sollte hierher kommen und sich einfach in die Landschaft stellen. Da draußen verschwimmt alles zu einem unterschiedslosen Nichts, grün in grün in grün. Verschluckt von einer unsäglichen Langeweile. Ein Baum huschte vorbei, zu schnell, um seine Art bestimmen zu können – eine Birke war es nicht, auch keine Kiefer, ein Baum eben, in dieser Gegend aber DER Baum, der letzte Überlebende. Weiterlesen
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