Es ist doch eine ziemliche abwegige Idee: Dass der Vater schützend vor dem Sohn stehe und dessen Unbewußtes gegen die Angst vor der eigenen Sterblichkeit abschirmt (siehe DR 2). Das Gegenteil ist wohl eher der Fall. Der Vater bedroht die kleine, symbiotische Welt des Muttersohns. Als Beschützer hat der „gute“ Vater das Kind vor allem vor dem Vater selbst zu retten.
Die meisten Väter, die ich kenne, sind selbst nicht erwachsen. Trotzdem bestehen sie darauf, ihren Kindern die Realität beizubringen. In Form von Regeln und unnützen Geschenken. Als wären Männer, die Väter sind, noch weniger in der Lage, über sich selbst nachzudenken. Und über Gesellschaft ja sowieso nicht. Für Kritik sind sie zu beschäftigt. Mit Erziehung. Und Arbeit. Es ist ein trauriger Witz, wie sie mit ihrem Realitätssinn, den man auch Sorge nennen kann, erst selbst zu Idioten werden und dann ihre Kinder zu welchen machen. Da hat sich die gesellschaftliche Disziplinartechnik „Angst“ perfekt in die Biologie eingeklinkt: Sobald Kinder da sind, dreht sich alles nur noch um Versorgung – die muss von Anfang bis Ende und möglichst sofort gesichert sein. Beste Babyausstattung, frühkindliche Ausbildung (Babyyoga, Geige, Sport, Fremdsprachen und alles, was das enorm plastische Hirn verarbeiten kann, weil später ist der Zug schon abgefahren), private Schulen, Uni, Beruf, Rente, Pflege, vorfinanzierte Beerdigung.
Kann es sein, dass eigene Kinder, so wie sie in unserer Gesellschaft gerade instrumentalisiert werden (nämlich als kleine Konsumgötter, die nur das Beste verdient haben), das einfachste Mittel sind, um Menschen zu Reaktionären zu machen? Es braucht jedenfalls großen Mut, für das eigene Kind nicht „das Beste“ zu wollen. Davor steht die Erkenntnis, dass das derzeit Beste nichts anderes ist, als eine Einübung in Konformität. Statt vor Schreck aufzuschreien, nicken die Eltern, die ich kenne, bei diesen Aussichten beruhigt ein. Hauptsache das Kind ist versorgt. Es sind ja unsichere Zeiten.
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