I

Die glücklichen Kinder in Afrika: Die sozialistische Konzernutopie von DHL ist wirklich ein Traum: Der Handel hat die Politik endlich abgeschafft, die globalen Konzerne betreiben Entwicklungshilfe in den ärmsten Ländern – und all das ist schon heute Realität, jedenfalls sagen sie es so. „Nicht alles ist perfekt“, aber fast und wir sind natürlich auf dem Weg in die beste aller Welten. Der dystopische Schock nach dem ersten Anschauen war heftig; kann man das so machen, lässt sich die mildtätige Herrschaft der Konzerne wirklich als bessere Zukunft verkaufen? Produkte werden da nicht beworben, es spricht der gute Geist des grenzenlosen Marktes. Geht das so durch beim Konsumenten, kein Ekel vor ideologischer Propaganda?

II

Zu hören ist eine Stimme, die ausgebildet wurde, Vertrauen zu schaffen. Sie könnte zuversichtlich stimmen, wäre ihre Absicht nicht so offenkundig.

III

Zum Einstieg ist das Bild der einen Erde zu sehen, der blaue Planet im Weltraum, in dem ein Astronaut strahlend schwebt. Das Bild ist bekannt, nur als Bild muss man sagen, denn kaum jemand hat die Erde so mit eigenen Augen gesehen. Es steht für die Heimat aller Menschen, für das Grundgefühl hier gemeinsam zuhause zu sein, das erst so richtig ankam, nachdem der Blick von oben technisch möglich wurde. Und deshalb steht es auch für eine schon eroberte Zukunft, aus der wir auf die Erde zurückkehren, wie neue Menschen, die alle Probleme hier unten lösen können.

IV

Der Sprung zurück auf die Erde führt aus der Umlaufbahn der Raumstation durch die obere Atmosphäre, hinein in dichte, weiße Wolken, aus denen in sicherer Entfernung, wie von einem Leitstrahl geführt, ein DHL-Flugzeug erscheint, es bleibt das einzige sichtbare Zeichen der Marke, das auch wieder schnell und dezent entschwindet; ein weißer Luftballon kommt von unten ganz nah heran, er trägt eine Wunschkarte unbekannten Inhalts auf einen unbestimmten Ort zu und während der Ballon weiter aufsteigt, ist unser fliegendes Auge unter Fallschirmspringer geraten, mit denen es aus den Wolken fällt und einen Moment lang trotz des freien Falls viel langsamer ist als zuvor, bis es sich von der Gruppe wieder löst, das Tempo anzieht und rasend auf die Erdoberfläche zustürzt, um schließlich in mittlerer Höhe einzuschwenken und langsamer über eine afrikanische Ebene zu fliegen, auf eine Dorfschule zu, in der saubere afrikanische Kinder in Schuluniformen fröhlich lernen und ihrer schönen schwarzen Lehrerin an den Lippen hängen, endlich angekommen bei den ersten Menschen einer Welt, die kein Elend mehr kennt.

V

Kinder sind die Zukunft, die bereits existiert, deshalb werden sie von der Propaganda so maßlos missbraucht. Kann es sein, dass DHL dort wirklich eine Musterschule finanziert? Wahrscheinlich ist das nicht, es wird nicht explizit damit geworben. Es geht mehr um die allgemeine Vorstellung einer besseren Welt, nicht um konkrete Unterstützung. Aber wenn es so wäre? Dann hätten einige Kinder das Glück diese Schule besuchen zu können, das wäre wahrscheinlich nicht schlecht für sie. Die Werbebotschaft wäre in diesem Fall allerdings noch weniger beruhigend: Der Konzern glaubt womöglich an das, was seine Werbung verspricht.

(DHL-Werbespot) (Woche 4)