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Lost in Media

Kategorie: Fragmente (Seite 3 von 3)

Herr Elmar von der CDU (TV/ARD) Talkshow Anne Will

Eingeladen ist auch Elmar Brok, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments, um die Position der Kanzlerin zu erklären. Sie hatte in einem Telefongespräch mit dem türkischen Premierminister gesagt, das Schmähgedicht von Jan Böhmermann sei „bewusst verletzend“ gewesen. Herr Brok meint dazu, auch die Kanzlerin hätte ein Anrecht auf Meinungsfreiheit. Offenbar betrachtet er Gespräche zwischen gewählten Regierungsspitzen als Privatsache ohne politischen Gehalt. Wahrscheinlicher ist aber, dass er als optischer Gemütsmensch vorgeschickt wurde, um vom politischen Kern des Problems abzulenken. Mit einer schwer zu ertragenden Bräsigkeit versucht er einen politischen Akt der vorauseilenden Anbiederung nachträglich in eine private Geschmacksfrage umzudeuten. Es scheint fast so, als würde nach dem schon dümmlichen Telefonat, jetzt eine noch dümmere Argumentation hinterher geschoben. Brok formuliert in der Sache dermaßen bewusst unpolitisch, dass man ihm und seinen Auftraggebern jeden politischen Verstand absprechen müsste, wenn seine Argumente nicht noch einem anderen Zweck dienen würden. Sie sind nur zu begreifen als Aussagen 2. Ordnung, also als rein selbstbezügliche, mit denen eine eigentlich unfassbar klägliche politische Fehlleistung verschleiert werden soll: Mit ihrem Gerede hat die Kanzlerin offenbar versucht, den ständig beleidigten türkischen Präsidenten zu beschwichtigen. Dass sie dabei von einer bewussten Verletzung der Würde des Präsidenten sprach, nicht etwa von Satire, hat ihm erst die Tür geöffnet, um die strafrechtliche Verfolgung Böhmermanns zu fordern.

Im TAZ.lab

Die Anhängerschaft einer Tageszeitung der linken Mittelschicht resp. der Partei der Wähler mit dem höchsten Durchschnittseinkommen feiert sich selbst. Natürlich auf dem Niveau der auf sie verwendeten Bildung, die zu leugnen man wirklich keinen Grund hat. Aktuelle gesellschaftliche Debatten werden geführt: Flüchtlingspolitik, Terror, TTIP, Feminismus etc. Die Beiträge sind gehaltvoll und bedenkenswert, wenn auch zumeist auf einer theoretischen Ebene angesiedelt, die das Gesagte gegen Widersprüche oder Unverträglichkeiten mit der Wirklichkeit absichert. Veranstaltungsort ist das Haus der Kulturen der Welt, Konferenztag ist der 2. April 2016. Weiterlesen

Plastiktüte (TV/ZDFheute) Nachrichten

Ein Sprecher des Einzelhandels sagt, man setze weiterhin auf die bereits eingegangene Selbstverpflichtung, eine gesetztliche Regelung, wie sie jetzt doch auf den Weg gebracht werden soll, wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Es gehöre zum Selbstverständnis des Konsumenten, die „Kundentragetasche“ umsonst zu bekommen .

Sankt Petry

Es galt doch immer als ausgemacht, dass eine rechtspopulistische Partei auch in Deutschland möglich wäre, wenn ein charismatischer Führer käme, der also gut aussehen und mit flammenden Reden das Volk begeistern würde. Ein bisschen taktisches Geschick zu besitzen, vor allem die Cleverness, bieder zu sein, wenn die Journalisten fragen, aber vor den eigenen Anhängern provokante Reden zu schwingen, könne sicher auch nicht schaden. Die wichtigste Zutat wäre aber ein bisschen Schalk. Er unterscheidet den überzeugenden Anführer vom stumpfen Hetzer und ist hilfreich beim Kontakt mit der Außenwelt. Die ist zwar grundsätzlich feindlich gesonnen, ihr darf aber auf keinen Fall abwehrend oder verbissen begegnet werden, weil der kleine Kreis sonst wieder unter sich bliebe: Mit radikalen Spinnern, die sich auch radikal geben, will fast niemand was zu tun haben. Weiterlesen

Stimmungen

Heinz Bude präferiert die Gelassenheit als angebrachte Stimmung (Kulturzeit 14.3.) in unruhigen Zeiten. Auch in Bezug auf die AfD plädiert er für einen abwartenden Umgang mit der teilweise moderat oder eben extrem rechts eingestellten Partei. – Aber ist nicht der Erfolg der AfD zentral darin begründet, Ressentiments, oft: Hass, endlich auch öffentlich ganz frei äußern oder herausschreien zu können? Rassismus, ganz authentisch und mit guten Gewissen. Auch wenn sich die Partei nach dem Einzug in drei weitere Landtage seriös geriert und von Journalisten auch so behandelt wird, als sei sie ganz normaler Bestandteil im Streit der Meinungen. Inwiefern jedoch die Auseinandersetzung mit realen gesellschaftlichen Verhältnissen für diese Klientel angenommen werden kann, ist doch fraglich. Viele sind froh, sich nicht mehr für ihre rabiat beschränkte Weltsicht rechtfertigen zu müssen.

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1. Schultag meines Bruders, 1972 (Foto/Familienalbum)

IMGP1226

Meine Zuckertüte ist nicht einmal halb so groß und es macht den Eindruck, als würde mir das überhaupt nicht gefallen. Mein Bruder steht da, einen ganzen Kopf größer als ich, und schaut in die Kamera, ernst – oder ängstlich? Zwischen uns steht unsere Mutter, die ausgerechnet in diesem Augenblick so fröhlich wirkt, wie selten. Mir war das egal, bei uns galt das Gleichheitsprinzip und das wurde hier empfindlich verletzt.

Mann im Anorak (TV/ZDF) Nachrichten

Am Rande der Montagsdemo wird der Mann im Anorak befragt. Hinter ihm ziehen Teilnehmer mit Fahnen, meistens schwarz rot gold, durchs schwache Licht der Straßenlaternen, in seinem Schnauzbart hängen ein paar Tropfen, es nieselt, und der kleine Hut hält den Regen kaum ab. Was treibt den Mann auf die Straße? Er ist besorgt, vor allem die Rechte der Frauen sieht er durch die Islamisierung Deutschlands in Gefahr.

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