Etwas stimmte nicht. Ich schlief noch, oder wurde gerade wach, jedenfalls hatte ich schon schlechte Laune, bevor ich wieder ganz bei Bewusstsein war. Der Lärm war höllisch. Ein Hubschrauber stand über dem Haus, ich riss vor Schreck die Augen auf.
Gestern war es heiß gewesen und es war noch immer warm und ein bisschen feucht. Durch das offene Fenster drang der Geruch von Gras ins Zimmer, frisch gemähtem Gras, und der Höllenlärm schwang sich von einer Wand zur anderen durch mich hindurch, als wäre ich ein wackeliges Stück Gallert, ein besonders weiches Ziel. Ich stützte mich auf, vom Kopfende zum Fensterbrett, sah die Rotoren wirbeln und unseren Hausmeister, der gerade den Rasenmäher steil auf die Hinterräder stellte, und wie er ihn im nächsten Moment nur mit einem Schwung aus der Hüfte wendete, um rasend schnell, ohne einmal abzusetzen, in die Gegenrichtung unter der riesigen Kastanie zu verschwinden. Es war eine Bewegung aus einem Guß, geschmeidig, könnte man sagen, wäre das Gerät nicht so sperrig gewesen. Er hatte Mühe es im Griff zu halten.
Verärgert wollte ich ihm etwas zurufen, aber mir fiel nichts ein. Es hätte nur unnötigen Streit bedeutet. Trotzdem dachte ich darüber nach, was ich rufen könnte, aber nicht rufen würde, weil der Hausmeister ein kluger, netter und hilfsbereiter Mann war, der keine Beschimpfung verdient hatte, und mir fiel ja sowieso nichts ein, außer – seltsamerweise – “Keine Gewalt”. Was soll das?, dachte ich. Wie unangemessen, schließlich hatte man mir nichts angetan, andererseits fühlte ich mich ziemlich gequält. “Keine Gewalt”, die Formel der Hilflosen, und der Demonstranten, die sich nicht vertreiben lassen wollen, aber die natürlich immer, immer verlieren, weil sie nicht kämpfen mögen.
Das nächste Mal könnte ich ein Plakat aus dem Fenster hängen, ein Versuch ist es wert, dachte ich. Vielleicht hätte der Hausmeister sogar Verständnis dafür. Nur ändern würden zwei Worte natürlich nichts.