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Monat: März 2017

RB85 meldet sich nicht mehr

Gibt es eigentlich irgendwo noch Hoffnung? Zwischen Lübeck und Neustadt (Schleswig Holstein) jedenfalls nicht. Der Bahnsteig war leer. Als ich zustieg, saßen in der Regionalbahn (RB85) zwei ältere Männer, jeder allein in seinem eigenen Wagen, und für mich stand exklusiv der dritte Waggon bereit, also ging ich bis nach ganz hinten durch und setzte mich. Schön, die Beinfreiheit. Ich sah aus dem Fenster in den Nieselregen und dachte, vielleicht liegt es ja an mir: Wer fährt schon mitten in der Woche bei schlechtem Wetter an die Ostsee. Dann ließ ich das Grübeln sein und blickte wirklich nach draußen, in die Landschaft, und wusste: Meine Schuld ist es nicht. Landwirtschaft soweit das Auge reichte. Flach, grün, monoton. Wer ein gutes Versteck benötigt, sollte hierher kommen und sich einfach in die Landschaft stellen. Da draußen verschwimmt alles zu einem unterschiedslosen Nichts, grün in grün in grün. Verschluckt von einer unsäglichen Langeweile. Ein Baum huschte vorbei, zu schnell, um seine Art bestimmen zu können – eine Birke war es nicht, auch keine Kiefer, ein Baum eben, in dieser Gegend aber DER Baum, der letzte Überlebende. Weiterlesen

Das Ende einer Freundschaft

Im Frühsommer 2015, als sich das in der Öffentlichkeit vorherrschende Thema von Griechenland auf die Flüchtlinge verschob, begann der Zersetzungsprozess einer mehrjährigen, teilweise engen Freundschaft. Auf dem Weg zum Biergarten hatte es schon die erste Meinungsverschiedenheit über die Aktion des Zentrums für politische Schönheit gegeben, das mit zwei Beerdigungen von Flüchtlingen und mit der symbolischen Errichtung von Grabstätten in der Stadt das Ertrinken von Menschen im Mittelmeer ins öffentliche Bewusstsein heben wollte. Die Toten kommen (http://www.politicalbeauty.de/toten.html) – für meinen Begleiter, der sich gar nicht über den Inhalt der Aktion informiert hatte, die er vehement ablehnte, gab es vor allem diese Kritikpunkte: das alles sei pietätlos und die Leute vom ZfpS seien nur darauf aus, sich selbst in den Vordergrund zu schieben, außerdem hätte das nichts mit Kunst zu tun. Auf meine Erläuterungen hinsichtlich des symbolischen Gehalts der bewusst provokativen Inszenierung der Aktion gab es dann positive Resonanz. So hätte er das noch nicht gesehen. Weiterlesen

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